„…Doch diese alte Sorte kann viel mehr!“ – Vinaria Welschriesling Verkostung

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Mit etwas mehr als 3.300 Hektar kommt Welschriesling auf einen Anteil von gut sieben Prozent an der österreichischen Anbaufläche. Über ein Drittel davon steht im Burgenland, knapp 1.200 Hektar. Grund genug für Vinaria, sich in einer Kooperation mit Wein Burgenland der aktuellen Welschrieslinge dieser Herkunft anzunehmen. In der DAC-Verordnung für das Burgenland kommt die Sorte nicht vor, es gilt daher die Herkunft Burgenland.

Im Burgenland verfügt Welschriesling über nahezu zehn Prozent der gesamten Rebfläche, im Anbaugebiet Neusiedlersee und auf dem Leithaberg etwas mehr. Spitzenreiter ist das Südburgenland mit fast 20%. Gerade im südlichen Landesteil, auf dem Eisenberg, könnten sich die Winzer mit dem Welschriesling ein weißes Standbein neben dem Blaufränkisch schaffen. Die Böden dort verleihen dem Welschriesling eine ungeheure Spannkraft.

Welschriesling ist eine vergleichsweise alte Rebsorte. Es spricht einiges dafür, dass sie in Kroatien oder in Norditalien beheimatet war. Die Bezeichnung „Riesling Italico“ untermauert diese These. Welschriesling benötigt frühe, warme Lagen sowie Böden mit guter Magnesiumversorgung. Viel Niederschlag braucht er nicht. Auf echten Trockenstress jedoch reagiert er wie eine Diva. Die spätreife Sorte liebt windgeschützte Hanglagen.

Trocken ausgebaut, zeigen die Weine ein fruchtiges, an Äpfel und Zitrus erinnerndes Bukett, sie sind frisch und knackig, die Säure kann recht fordernd sein, allzu dicht sind sie kaum. Üblich ist ein reduktiver Ausbau, der die Schlankheit und Spritzigkeit zusätzlich unterstreicht.

Der leider viel zu früh verstorbene Alois Kracher aus Illmitz war schwanger mit der Idee, einen Welschriesling wie seine Vorväter zu keltern. Beste Lagen, alte Rebstöcke, spätere Lese, weniger Ertrag dadurch, lange Hefelagerung, wenig bis kaum Schwefel, durchaus reduktiv. Natürlich im Holzfass-Ausbau. Daher lagerfähig, in sich gefestigt, ohne der bissigen Säure.

Neue Sortentypizität   

Da hat das Burgenland durch sein warmes Klima einen ziemlichen Startvorteil, um solche Welschrieslinge zu keltern. Es verändert natürlich die Sortentypizität. Weg von den grünen Äpfeln und Birnen hin zu reifen Aromen, zu mehr Boden, mehr Körperfülle, mehr Spannkraft, zu mehr burgenländischer Authentizität.

Dass der Welschriesling diese Größe erreichen kann, beweisen die beiden Sieger der Vinaria Verkostung eindrucksvoll. Die Weingüter Schiefer & Kilger aus dem Südburgenland und Günther Schönberger aus Mörbisch zeigen mit ihren Weinen, zu welcher Größe diese Rebsorte im trockenen Bereich fähig ist. Kein Wunder, dass die Welschrieslinge auf dem obersten Stockerl der Verkostung aus dem Jahr 2017 stammen. Ausgezeichnet in diesem Jahrgang sind auch die Vertreter vom Arkadenhof Mandl-Brunner aus Rechnitz und von Gerald Unger aus Deutsch-Schützen.

Bei den 2018er-Welschrieslingen konnten sich an den Spitze mit Weingut Tallian aus Rechnitz und Schiefer & Kilger aus Welgersdorf wieder zwei Südburgenländer behaupten. Das Trio wird von Heidi Schröck aus Rust komplettiert. Weil der „Welsch“ eine Sorte ist, die meist frisch getrunken wird, stand der aktuelle Jahrgang 2019 mengenmäßig im Mittelpunkt der Degustation. Hier reüssierten vor allem das Weingut Hautzinger aus Tadten, Georg Tschank aus Leithaprodersdorf, Horvath aus Rechnitz und Goldenits aus Tadten. Markus Iro aus Gols lieferte einen weiteren Beweis für die Güte seines Sortiments, ebenso Schaller vom See aus Podersdorf und Kugler Vinum Saxum aus St. Margarethen.